Dissertationsprojekt
Stephan Kinsner
Standort Akarnanien – Topographie und Historie als Faktoren der Stadt- und Regionalentwicklung
Im Rahmen meines Dissertationsprojektes befasse ich mich exemplarisch anhand der Landschaft Akarnanien mit Möglichkeiten der Einbindung historischer und topographischer Faktoren in die Stadt- und Regionalenwicklung. Die Landschaft liegt geographisch in der Verwaltungsebene Aitoloakarnania in Nordwestgriechenland. Ziel des interdisziplinären Projektes ist es, neue Methoden und Möglichkeiten der Integration von archäologischen Befunden sowie kulturlandschaftlichen Merkmalen in Konzeptionen der nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung aufzuzeigen – ökonomisch sowie soziokulturell. Der Fokus liegt auf archäologischen Befunden in Form von baulichen Hinterlassenschaften. Praktische Anwendbarkeit des Projektes sind die Arbeitsfelder Stadt- und Regionalmarketing, „Place Branding“, Tourismusentwicklung, Wirtschaftsförderung und Standortentwicklung – sowohl aus ökonomischer, soziokultureller als auch archäologischer Sicht.
Topographie und Historie sind in Form von archäologischen Befunden sowie kulturlandschaftlichen Besonderheiten als endogene Standortfaktoren sowohl im urbanen als auch im extraurbanen Raum in unterschiedlicher Ausprägung an jedem Ort vorhanden. Umsetzungshemmnisse und Defizite bei Methoden lassen diese kulturellen Standortfaktoren jedoch weitgehend ungenutzt, zeitgleich ist es notwendig, gerade in situ vorliegende archäologische Befunde nachhaltig zu schützen und sie somit zu erhalten. Durch die Formulierung von neuen Methoden („Tools“) soll es administrativen und ökonomischen Akteuren möglich gemacht werden, historische und topographische Standortfaktoren in diesem Sinne zu erschließen. Fallbeispiele und ermittelte „Best Practices“ der Stadt- und Regionalentwicklung aus anderen Ländern mit vergleichbaren Rahmenbedingungen (EU, MENA) sowie in Aitoloakarnania durchgeführte Projekte, speziell im Rahmen der Förderung durch den Europäischen Fonds zur regionalen Entwicklung (EFRE, bzw. INTERREG), werden zum Vergleich herangezogen.
Inhaltlich knüpft das Dissertationsprojekt an meine Magisterarbeit zur Stadt- und Zentrenentwicklung von Beirut/Libanon an der Humboldt-Universität zu Berlin an (mit Unterstützung der „American University Beirut“, AUB). Beim Wiederaufbau des im Bürgerkrieg 1975-1990 zerstörten Stadtzentrums stehen denkmalpflegerische Aspekte, archäologische Befunde und ökonomische Entscheidungen in einem Spannungsfeld zueinander. Durch den Umfang der Projektierungen sowie die Vielzahl der archäologischen Befunde (römische, byzantinische und ottomanische Periode) sind die positiven und negativen Erfahrungen aus Beirut für das Dissertationsprojekt von besonderer Bedeutung.
Die drei Objekte sind: eine kaiserzeitliche römische Villenanlage des 2. Jahrhunderts, ein Fachwerkgebäude aus dem 17. Jahrhundert sowie eine Fabrik des frühen 20. Jahrhunderts in Stahlbetonbauweise. Sie repräsentieren unterschiedliche Bauweisen aus verschiedenen Zeitphasen. Die Modelle sollen alle Informationen über die Gebäude, Bauteile, Schäden sowie Bauphasen beinhalten und als Ergänzung oder gar Ersatz des Raumbuches dienen. So könne diese in erster Linie zur Dokumentation der Gebäude eingesetzt werden aber auch als Grundlage für Rekonstruktionen, Planungen oder zur Verwaltung der Gebäude genutzt werden. Am Ende solle eine Art Leitfaden zur Erstellung und Verwendung von Gebäudeinformationsmodellen als Werkzeug der Bauforschung und Denkmalpflege entstehen.