Dissertation (abgeschlossen)

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Wirtschaft im Wandel. Römische Keramik aus Akarnanien als Indikator für ökonomische Praxis

Georg Pantelidis

Mit der allmählichen Eroberung Griechenlands durch die Römer seit dem 2. Jh. v. Chr. wur¬den die hellenistischen Königreiche und Städtebünde in römische Provinzen umgewandelt, wodurch sich massive Veränderungen in allen Lebensbereichen der Bevölkerung ergaben. Vor diesem Hintergrund ist die Landschaft Akarnanien in Westgriechenland ein vielversprechendes Untersuchungsgebiet. Es befindet sich in der Nähe von Actium, wo nach der Schlacht zwischen Octavianus und Antonius im Jahre 31 v. Chr. laut historischer Überlieferung tiefgreifende regionale Umstrukturierungen stattfanden. Deshalb befasst sich das Promotionsprojekt mit den römerzeitlichen Funden dieser Region. Als Forschungsgrundlage dient die Aufarbeitung archäologischen Materials. Dabei werden die römerzeitlichen Funde (1. Jh. v. Chr. bis 4. Jh. n. Chr.) mehrerer Projekte aus Akarnanien in Westgriechenland systematisch dokumentiert, aufgearbeitet und so der archäologischen Forschung zugänglich gemacht. Neben dieser Vorlage bislang unbearbeiteten Materials verfolgt die Dissertation weiterführende Ziele. Der Untersuchungszeitraum konzentriert sich auf einen Epochenübergang (von hellenistischer zu römischer Zeit), der unmittelbar mit einem historisch überlieferten Systemwechsel (auf politischer, administrativer, ökonomischer, sozialer etc. Ebene) verbunden werden kann. Die Kernfrage der Dissertation ist, inwiefern sich dieser Systemwechsel in der materiellen Kultur der Region niederschlägt. Der Schwerpunkt der Analyse liegt, im Gegensatz zu anderen Arbeiten dieser Art, in der Diagnose ökonomischer Wirkungsmechanismen. Diese Fragestellung basiert auf der Prämisse, dass sich antike Wirtschaftssysteme über ihre materiellen und geistigen Hinterlassenschaften, also die überlieferten Produkte und Texte, rekonstruieren lassen. Da Menge, Funktion und Gestaltung der Produkte an die jeweiligen Ansprüche und Bedürfnisse einer Gesellschaft gebunden sind, sind sie orts-, zeit- und gesellschaftsspezifisch verankert. Somit lassen sich in der Erforschung ökonomischer Wirkungsmechanismen mit den Artefakten als unmittelbare Informationsträger sowohl die Produktion (Materialverwendung, angewandte Technik, Gestaltung etc.), als auch, im Kontext, die Konsumption (Bedarf, Funktion, Verwendung etc.) beschreiben. In Kontinuität und Wandel bestimmter technischer und ökonomischer Artefaktmerkmale wird evident, welche Formen lokalen Wirtschaftens auch nach dem Systemwechsel weiter praktiziert und welche aufgegeben wurden. Diese Ergebnisse werden dann anhand der überlieferten Schriftquellen ergänzt und in einen gesamthistorischen Zusammenhang gestellt. Hierbei werden zum einen unsere bisherigen historischen Annahmen anhand archäologischer Quellen überprüft, zum anderen sollen die bislang in der wirtschaftshistorischen Forschung verwendeten ökonomischen Modelle kritisch analysiert werden. Neben dem soziokulturellen Kontext stehen dem Antragsteller zudem die Ergebnisse geowissenschaftlicher und archäobotanischer Vorarbeiten zur Verfügung, die in die Untersuchung miteinbezogen werden. So kann geklärt werden, welche Wirkung die naturräumlichen Gegebenheiten auf die lokale Ökonomie hatten.

Die drei Objekte sind: eine kaiserzeitliche römische Villenanlage des 2. Jahrhunderts, ein Fachwerkgebäude aus dem 17. Jahrhundert sowie eine Fabrik des frühen 20. Jahrhunderts in Stahlbetonbauweise. Sie repräsentieren unterschiedliche Bauweisen aus verschiedenen Zeitphasen. Die Modelle sollen alle Informationen über die Gebäude, Bauteile, Schäden sowie Bauphasen beinhalten und als Ergänzung oder gar Ersatz des Raumbuches dienen. So könne diese in erster Linie zur Dokumentation der Gebäude eingesetzt werden aber auch als Grundlage für Rekonstruktionen, Planungen oder zur Verwaltung der Gebäude genutzt werden. Am Ende solle eine Art Leitfaden zur Erstellung und Verwendung von Gebäudeinformationsmodellen als Werkzeug der Bauforschung und Denkmalpflege entstehen.

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