Anja Bratengeier
Die peripterale Tholos in der Geschichte der römischen Architektur (abgeschlossen 2009)
Die Dissertation über die Peripterale Tholos in der Geschichte der römischen Architektur soll ein Thema aufarbeiten, das zu den bereits häufiger angemahnten Desideraten der baugeschichtlichen Forschung gehört.
Die Grundstruktur des Bautypus wird durch die zwei konzentrischen Kreise der Cella und der sie umgebenden Säulenhalle definiert. Dies macht die peripterale Tholos zu einem außergewöhnlich konsequenten Zentralbau. Gleichzeitig birgt diese Struktur auch Konflikte, insbesondere durch die grundsätzliche Unvereinbarkeit eines auf den Mittelpunkt bezogenen Kreisideals mit einer konkurrierenden Richtungsachse, die durch den Eingang markiert wird. Zudem bedingt die Art des Bautypus eine möglichst frei stehende Anordnung als Solitärbau und ist daher meist auf besondere städtebauliche Situationen bezogen.
In dieser Arbeit soll zunächst das baugeschichtlich-archäologische Material möglichst vollständig gesammelt, nach dem Stand der Wissenschaft aufgearbeitet und plausibel erklärt werden. Aufgabe wird es überdies sein, nach dem typologischen und geschichtlichen Stellenwert, der Einordnung in das stadträumliche Gefüge sowie nach Anlass und Bedeutung der Bauten zu fragen.
Die lokale Verteilung der Beispiele macht deutlich, dass der Bautypus vermutlich zu den besonders prominenten Bauaufgaben der Hauptstadt des römischen Imperiums gehörte, gleichzeitig aber auch Einfluss auf die Architekturgeschichte des ganzen Reiches genommen zu haben scheint. Dabei umfassen die Beispiele einen zeitlichen Rahmen von wohl noch hellenistischer Zeit bis in das zweite nachchristliche Jahrhundert.
Von besonderem Interesse könnte überdies die Frage sein, inwieweit diese Bauaufgabe zu jenen Themen gehört, mit denen das zur ersten Weltmacht aufstrebende Rom einen konkurrenzfähigen kulturellen Anschluss an die eroberten Gebiete Griechenlands und Kleinasiens suchte. Erste Untersuchungen insbesondere des Rundtempels am Tiber legen zumindest die Frage nach solchen Absichten nahe.
Dann wäre die peripterale Tholos nicht nur eine wichtige Bauaufgabe innerhalb der römischen Architektur, sondern auch ein Exempel eines kulturellen Adaptionsprozesses, dessen Bedeutung weit über die Tholos selbst hinausweist.